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»Oh ja, die Standardausrüstung der Akademie«, sagte Cal-
leigh. »Aber natürlich musste man seine eigenen Stöckelschu-
he mitbringen.«
Er lächelte. »Die Accessoires sind dabei immer am teuer-
sten. Man kann mehr Geld für ein gutes Paar Handschellen
ausgeben als für das ganze Kostüm.«
»Ich habe meine eigenen, danke«, sagte Calleigh. »Aber ich
bin überzeugt, Sie verfügen über eine ausgezeichnete Aus-
wahl.« Sie kam sich schon albern vor, als sie die Worte aus-
sprach, aber ihm schien nichts dabei aufzufallen.
»Also«, fragte er höflich, »warum sind Sie hier?«
Sie blinzelte. »Gummi«, sagte sie. Sofort wünschte sie, sie
hätte eine andere Formulierung gewählt, aber so war es he-
rausgekommen, und nun hing das Wort gewissermaßen in der
Luft wie ein riesiges aufgeblasenes Kondom.
»Was möchten Sie wissen?«, fragte er in einem Ton, so un-
beeindruckt, als hätte sie ihm eine steuerrechtliche Frage ge-
stellt. Aber, überlegte sie, er muss ja sachlich bleiben. Das hier
ist sein Arbeitsplatz  er wird jeden Tag von allen möglichen
Leuten ausgefragt. Vermutlich hat er schon viel merkwürdige-
re Fragen gehört als die, die ich zu bieten habe. »Eigentlich
geht es nicht um Gummi im Allgemeinen, sondern um Latex.
Latex für Endverbraucher, sozusagen.«
Seine Brauen wanderten um eine Spur aufwärts. »Endver-
braucher?«
»Nicht im prophylaktischen Sinn«, erklärte sie. »Das ist
nicht die Art Latex oder End & Ich meine, Endverbraucher
war nur eine Art Fachterminus & was ich meine, ist ein biss-
chen perverser. Verdammt.«
Sie unterbrach sich. Atmete tief durch. »Hören Sie, kann ich
noch mal von vorn anfangen?«
Er lächelte wieder und zeigte ihr dabei seine ausgesprochen
ebenmäßigen weißen Zähne, zwischen denen nur die spitzen
Eckzähne hervorstachen.
»Bitte. Ich kann kaum erwarten, was Sie als Nächstes sagen
werden.«
Sie atmete langsam tief durch. »Okay. Ich untersuche einen
Fall, bei dem die Beweise auf eine Person deuten, die ihre se-
xuelle Neigung mit Latex auslebt. Fetischwaren. Supatex
Pearlsheen, blau, eine Latexqualität, die es in Miami aus-
schließlich bei Ihnen gibt.«
»Ich verstehe. Kommen Sie mit.«
Er machte kehrt und ging in den hinteren Bereich des Ladens.
Calleigh stierte ihm eine Sekunde lang hinterher, ehe sie sich
zwang, den Blick ein wenig höher zu heben und ihm zu folgen.
Im hinteren Bereich vergrößerte sich der Laden. An den
Wänden hingen Kleiderstangen und Spiegel mit kunstvoll ver-
goldeten Rahmen. In der Mitte des Raums standen mehrere
Schaufensterpuppen auf einem Podest  eine in einer Schul-
mädchenuniform, eine andere in einer Schwesterntracht aus
glänzendem weißen PVC und dazwischen eine männliche
Puppe, die Lederweste und lederne Beinschützer trug. Alle
stierten mit leerem Blick auf einen langen, niedrigen Tisch, auf
dem eine vierte Puppe lag. Sie hatte Arme und Beine ausge-
streckt und war an die vier Ecken des Tisches gefesselt. Eine
Gasmaske bedeckte ihr Gesicht, und ihr Körper steckte in einem
leuchtend roten Latexanzug samt Kapuze, Handschuhen und
Stiefeln. Calleigh brauchte eine Sekunde, bis ihr bewusst wur-
de, dass die Figur außerdem unter einer dünnen Lage transpa-
renten Kunststoffs gefangen war, der sich an jede ihrer Kurven
dicht anschmiegte.
»Sieht aus, als hätten Sie vergessen, bei dieser da die Folie
zu entfernen«, sagte Calleigh.
»Das ist ein Vakuumbett«, erklärte Archer. »Man benutzt
eine Pumpe, um sämtliche Luft im Inneren abzusaugen, da-
durch wird die darin liegende Person fest versiegelt.«
»Und die Gasmaske verhindert, dass der Benutzer erstickt.«
»Richtig. Und wenn Sie auf Atemkontrolle stehen, können
Sie sie dazu benutzen, die Sauerstoffmenge zu regulieren, die
Ihr Spielgefährte erhält.«
»Nennen Sie mich altmodisch, aber ich finde Luft ist ein
Sonderzubehör, auf das man nicht verzichten sollte.«
»Das ist nichts für jeden«, sagte Archer. »Eine Menge Leute
treiben sich nur aus modischen Gründen in der Szene herum.
Wir führen eine Menge Latex- und PVC-Waren.« Er deutete
auf die Wand auf der rechten Seite, an der übereinander zwei
lange Kleiderstangen angebracht waren, an denen glänzende,
vorwiegend schwarze Kleidungsstücke hingen. »Rot ist unsere
zweithäufigste Farbe, gefolgt von Weiß. Es gibt auch ein paar
transparente Stücke und solche in Pink oder Purpur, aber Blau
ist nicht so gefragt.«
»Aber Sie führen es, richtig?«
»Oh ja. Eine Farbe wie diese wird normalerweise allerdings
eher für die Maßfertigung benötigt.« [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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